Dilara — Das Erste Date

Es ist noch gar nicht so lange her, da lernte ich Dich über eine jener Chat- und Flirtplatformen kennen, bei denen man sich eher früher als später denkt, wenn das die moderne Art sein soll, jemanden kennenzulernen, dann wird die Menschheit früher oder später ausgestorben sein. Aber es gibt sie, diese Perlen, diese Goldstücke, die überall glänzen können, nicht nur im starken Sonnenlicht. Es gibt sie, diese Menschen, die einen sofort in ihren Bann ziehen können, die einen Satz schreiben und man sofort spürt, da wartet jemand ganz besonderes auf einen… Bei Dir war es der Satz: „Djamilia? Es gibt also doch mehr als eine Person, die dieses Buch kennt?“

Unser erstes Treffen – nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens, des miteinander Schreibens und Sprachnachrichten verschicken – war wunderschön. Wir trafen uns in einem kleinen Cafe in einer kleinen aber alten und schönen Stadt mitten an der Isar. Es lag noch Schnee. Aber die Sonne hatte schon viel an Kraft gewonnen. Auf dem Weg vom Parkplatz zum Treffpunkt bin ich über eine Brücke gegangen. Die Schönheit des Flusses, der sich in die Unendlichkeit schlängelte und hinter der Sonne zu verschwinden schien, machte mir deutlich, was ich zu erwarten habe: Eine wundervolle Frau und einen tollen Abend. Wie schön dieser Abend wirklich werden sollte, war mir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht bewusst.

Am Cafe angekommen, wartete ich noch vor der Tür auf sie. Dilara hatte geschrieben, dass sie bald da sein würde. Ich genoss die letzten Strahlen der untergehenden Sonne und ging vor dem Cafe auf und ab. 

Plötzlich sah ich sie, wie sie strahlend lächelnd zu mir hoch kam. Sie hatte einmal geschrieben, dass sie sehr schlecht darin sei, sich Gesichter zu merken. Mich hatte sie aber seltsamer weise gleich erkannt. Sie kam auf mich zu, wir umarmten uns. Und es war der Beginn eines wunderschönen Abends.

Im Cafe redeten wir viel, wir lachten viel, wir vergaßen die Zeit und den Raum um uns. Alles fokussierte sich nur auf uns. Ich sah ihre Augen, wenn sie lachte. Ich genoss ihre Stimme und genoss es, von ihr angesehen zu werden, wenn ich sprach.

Kurz bevor wir nach knapp zwei Stunden rausgeworfen wurden, verschwand sie einmal auf der Toilette. Ich sah ihr verträumt hinterher… Ich sah sie hüftschwingend und grazil trippelnd verschwinden. Ich sah, wie mich die Kellnerin anschaute, dann irgend etwas zu Dilara sagte, woraufhin beide lachten und sich der Hüftschwung von Dilara noch etwas ausweitete. Ich musste lachen. Ich hatte eine kleine Ahnung davon, um was es da gerade ging. 

Wir wechselten in ein nettes Restaurant, bestellten unser Essen und tranken etwas dazu. Wir redeten weiter, genossen einfach nur die Gesellschaft des jeweils anderen. Ich berührte sie von Zeit zu Zeit, streichelte sanft ihren Rücken oder ihren Arm und zeigte ihr so meine Zuneigung zu ihr. 

Das Essen kam, es wurde voller im Restaurant, wir vergaßen zu essen, wir sahen nur uns. Irgendwann bemerkten wir, dass es in dem Restaurant wieder leerer wurde, wir sahen uns an, und dann kamen wir uns näher… wir küssten uns und mir wurde schwindelig…

Der Kuss dauerte eine gefühlte Ewigkeit. 

Dieser Kuss – er ging mir durch Mark und Bein – hielt lange an. Ich wollte nicht mehr aufhören, sie zu küssen. Ich rutschte näher an sie heran, wollte sie fühlen, sie berühren. Ich wollte sie ganz nahe bei mir wissen, ihre Zunge spüren, ihre Lippen berühren, ihr Herz pochen hören.

Irgendwann trennten wir unsere Lippen voneinander. Sie sah mich an und sprach: „Wenn ich dich theoretisch noch mit zu mir einladen würde, würdest Du praktisch dann mitkommen?“

Ich musste lachen. So süss wurde ich noch niemals gefragt. Ich strahlte sie an und antwortete: „Nun, wenn du mich das theoretisch fragen würdest, dann würde ich ganz theoretisch ja sagen.“

Ich wusste, dass ihr das nicht leicht gefallen ist. Ich wusste, dass sie so etwas beim ersten Daten wahrscheinlich noch nie gemacht hatte. Dieser Satz war also ein absoluter Vertrauensbeweis und ehrte mich genau so, wie es mein Herz beschleunigte und mein Blut zum Kochen brachte.

Ich stand auf und ging zitternd zahlen. 

Vor der Tür angekommen, schauten wir uns in die Augen, wie um uns zu vergewissern, ob das, was wir jetzt gleich dann zu tun gedenken, tatsächlich wahr war. Ich suchte in ihren Augen Bedenken, ich suchte in ihnen Angst vor der eigenen Courage, aber ich fand nur das Brennen der Leidenschaft… und ich sah etwas anderes: Vertrauen. Tiefes Vertrauen und Zuneigung. 

Wir küssten uns in der Kälte vor der Tür. Lange und leidenschaftlich. Sie presste sich an mich, brachte mein Blut zum Kochen und meinen Schwanz zum Pochen. — Ich vergaß so ziemlich alles um mich herum. Ich spürte nur ihre Zunge, ihre Lippen, ich fühlte ihren Atem auf meinen kalten Wangen, spürte, dass er schneller wurde.

Irgendwann löste sie sich von mir und fragte: „Wollen wir?“

Ich schluckte, atmete tief durch, nickte und gluckste. „Ja! Ich will!“

Wir gingen Arm in Arm zum Parkplatz, stiegen in unsere jeweiligen Autos ein und fuhren zu ihr.

Der erste Blick in eine Wohnung verrät viel über die entsprechende Person: Was ihr wichtig ist, worauf sie wert legt, manchmal auch, ob sie in sich ruht oder nicht. Normalerweise bin ich total neugierig und sauge zuerst einmal diese neuen Eindrücke in mich auf. 

An diesem Abend war mir ihre Wohnung völlig egal.

Sie legte ihre Jacke ab, zog ihre Schuhe aus, was ich ihr noch irgendwie gleichtun wollte, aber da hingen wir uns schon wieder gegenseitig um den Hals. Sie zog mich zu sich auf die Couch und von da an weiß ich nur noch, dass es eine lange, leidenschaftliche und wunderschöne Nacht war. 

Etwas bedauernd meinte ich irgendwann zu ihr, dass ich nach Hause müsste, da am kommenden Morgen meine Kinder zu mir kämen. Seufzend verabschiedeten wir uns. Und ich fuhr die knapp 100km heim. Ständig an sie denkend, an den Abend, an ihr Lachen, an das Leuchten in ihren Augen, an ihren schwingenden Hintern, an die Leidenschaft. 

Und ich wusste, dass es schön war. Und ich wusste, dass es schön werden würde.

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